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Keine Panik: Von eiskalten Festplatten

Rückblickend betrachtet hätte ich es ja wissen können. Aber als die Konsole die ersten “Read-Errors” meldeten, war das berühmte Kind bereits in den Brunnen gefallen. Die Festplatte war tot – und das letzte Backup 3 Jahre alt.

Einige von uns haben in irgend einer Ecke einen Server brummen, der fast zum Mobiliar gehört. Das Ding arbeitet seit Jahren, man  achtet kaum darauf – ab und an wird mal ein Patch eingespielt – aber sonst wird das System kaum beachtet. In meinem Fall war es ein alter Pentium, der seit rund 8 Jahren klaglos mein Haus überwacht, die Temperaturen der Heizungsanlage und Bilder der Kamera im Netz verfügbar macht, so das wir von unterwegs prüfen können, ob “daheim” alles ok ist. Nebenher haben wir irgendwann mal ein internes Webdav installiert, einen caching nameserver und einen dhcpd – irgendwie war die alte Mühle über die Jahre für eine Menge “Nebensächlichkeiten” verantwortlich geworden – ohne das wir uns ernsthaft darüber Gedanken gemacht hätten.

toteplatte

Vor ein paar Tagen war es dann soweit. Plötzlich konnte ein Handy nicht mehr in’s Netz – wir machten uns keine Sorgen. Dann blieb ein anderes System hängen und bald schon lief nichts mehr. Eine rasche Diagnose führte schnell zu unserem “Dinosaurier”, die Console meldete “Read-Errors” auf der Festplatte. Ein geordneter Reboot war nicht mehr möglich, nach einem harten “Power-Down” erkannte der Computer die Festplatte nicht mehr und verweigerte den Boot. Die Festplatte war in die ewigen Jagdgründe gegangen. Die Panik setzte allerdings erst ein, als wir erkannten, dass wir in Bezug auf diesen Server mit den Backups etwas nachlässig gewesen waren. Genauer: Die einzigen verfügbaren Backups waren ziemlich alt – zu alt,  um schnell wieder auf ein funktionierendes System zu kommen.

Während wir den Rechner mit einer neuen Festplatte, einem neuen Betriebssystem und zunächst den Standarddiensten wieder aufsetzten, mussten wir  feststellen, dass ein Zugriff auf die tote Festplatte bei der Rekonstruktion ziemlich hilfreich wäre. Natürlich wäre es mit einigem Aufwand möglich gewesen, anhand des “alten” Backups die wesentlichen Dinge wieder herzustellen – aber besser wäre es, wenn man zumindest die Konfigurationsdateien und ein paar andere Daten aus dem Totenreich retten könnte.

Das Projekt Eiswürfel

toteplatte1Wie bringt man eine tote 80 Gigabyte WesternDigital  IDE Festplatte dazu, doch noch für ein paar Minuten verfügbar zu sein? Ausgangspunkt ist ein Stück Hardware, dass außer ein paar kratzenden Geräuschen und jeder Menge Fehler keinen Mucks mehr von sich gibt. Zunächst mussten wir einen Weg finden, wie die IDE Festplatte an unseren modernen Computern anschließbar ist. Zum Glück hatten wir in unserem Lab einen IDE/USB Konverter und konnten die Festplatte direkt an unsere digitalen Werkzeugkisten anschließen. Doch auch mit allen HD-Analyse Werkzeugen konnten wir nichts anrichten, egal was wir anstellten, egal was wir versuchten, die Platte quittierte es mit einem “krrrrzrtrz” und “Read Error”.

Zeit für ein “Hail Mary” .. ein letzter Versuch, eine eigentlich aussichtslose Situation doch noch zu retten. Die Festplatte wurde in mehrere Gefrierbeutel verpackt und im Tiefkühlfach verstaut. Ein alter Trick aus noch älteren Tagen, um durch das “Einfrieren” der Platte – und dadurch bedingt das “Zusammenziehen” der Bauteile die zum Betrieb notwendigen Toleranzen vorübergehend wieder herstellen zu können. Die Chancen stehen aber auch dann nicht besonders gut: Einfrieren klappt manchmal – aber meistens eher nicht.

In unserem Fall konnten wir nach 14 Stunden “Gefrierfach” tatsächlich wieder auf die alte Platte zugreifen: Wenn auch nur für 15 Minuten. Mehr als genug, um wichtige Daten aus den Klauen des “digitalen Nirwana” zu entreißen.  Nicht genug für ein vollständigen “dd” der Festplatte, aber immerhin. Natürlich hatten wir auch danach noch ein paar Daten vergessen. Also wurde die Platte noch ein weiteres Mal für 13 Stunden eingefroren – und auch dann konnten wir wieder 20 Minuten lang Daten kopieren.

Mittlerweile haben wir auch einen 72 Gigabyte von unserer Platte per “dd” ziehen können. Ende gut, alles gut. Ein alter Trick rettet den Tag. Ein aktuelleres Backup wäre allerdings besser gewesen.

 

 

 

 

 

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