Michaela Merz's personal blog site

Die Mär von der gerechten Gesellschaft

In einem Feuilleton von 2011 kommentiert der kürzlich verstorbene Mitherausgeber der FAZ, Frank Schirrmacher,  den konservativen Journalisten Charles Moore, der sich die Frage stellt, ob die Linke mit ihrer Kritik an der aktuellen Gesellschaft möglicherweise Recht hätte. Meine Antwort lautet: Nein. Im Gegenteil. Der verklärte linke Gerechtigkeitsfimmel ist für den ganzen Schlamassel verantwortlich.

Es hat mehr als dreißig Jahre gedauert, bis ich mir als Journalist diese Frage stelle, aber in dieser Woche spüre ich, dass ich sie stellen muss: Hat die Linke nicht am Ende recht?” fragt Moore, nicht nur ein bekannter konservativer Publizist, sondern auch der offizielle Biograph Margaret Thatchers. Schirrmacher fügt hinzu: “Ehrlich gestanden: Wer könnte ihm widersprechen?

Ich erlaube mir hier, zaghaft den Finger zu heben.

Denn tatsächlich ist nicht der bürgerliche Liberalismus in einer Sackgasse, sondern der falsch verstandene Gerechtigkeitswahn einer Politik, die der imaginären Vision einer gerechten Gesellschaft hinterherläuft und dabei die faire Gesellschaft zerstört. Nur deswegen hat unsere Gesellschaft einen “point of no return” erreicht, nach dem es für viele Organisationen einfacher, billiger und lukrativer ist, die staatlichen Entscheidungen zu beeinflussen, anstatt sich im Markt und im Wettbewerb zu behaupten. Nur deswegen können und konnten Strukturen entstehen, die, wie schwarze Löcher, immer mehr Geld über Staatsaufträge und Fördermittel an sich reißen und durch geschickte Lobbypolitik gleichzeitig die Spielregeln immer mehr zu ihren Vorteil bestimmen.

Aber wie kommt man zu dem Punkt?

War es in den ersten Jahren unserer Landes tatsächlich noch das Bestreben, gewissen Ungleichheiten zu beseitigen, hat sich der Staat seit dem in nahezu alle wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Prozesse seiner Bürger eingemischt. Dazu ist viel Geld notwendig – für dessen Verwendung niemand wirklich verantwortlich gemacht werden kann. Die Effekte sind deutlichst sichtbar:   Erdrückende Steuerlast (inflationsbereinigt zahlen die Bürger heute fast 70% mehr Steuern als in den 50er Jahren), galoppierende Staatsverschuldung (mehr als 2500 Milliarden Euro ohne die möglichen Haftungsrisiken aus der Bankenkrise), Überwachung und Einschränkung der Bürgerrechte, dramatischer Rückgang der Unternehmensgründer, kaum reduzierbare Abhängigkeiten von ausländischen (digitalen) Technologien, mittlerweile denkt bereits jedes vierte Unternehmen über Auswanderung nach.

Und es kommt immer mehr Geld in’s Spiel , weil alle “Player” daran interessiert sind, das es so bleibt wie es ist – oder noch besser wird. Ein ungeheures “Ponzi Scheme” hat sich entwickelt, dass im Ergebnis aus einer demokratische Leistungsgesellschaft eine Masse unselbstständiger, abhängiger Staatsjunkies produziert, bevor es, wie alle Schwindeleien, irgendwann kollabiert.

Heute sind fast 40% aller Bürger direkt oder indirekt von staatlichen Leistungen abhängig. Fast ein Viertel aller Abgeordneten des deutschen Bundestages sind Angehörige des öffentlichen Dienstes.  Aber ist unsere Gesellschaft deswegen gerechter?

Die Antwort heißt “Nein”.

Nicht nur, weil Gerechtigkeit ein zutiefst subjektiv empfundener Begriff ist. Sondern auch, weil unselbstständige oder abhängige Individuen verlernt haben, dass die angenehmen Dinge des täglichen Lebens nicht auf Bäumen wachsen und nur gepflückt werden müssen. Gerechtigkeit kann man nicht kaufen. Im Gegenteil: Wer staatliche Dienstleistungen, Angebote oder Versorgungen genießt, bedenkt dabei höchst selten, dass er das Geld anderer Leute ausgibt. Und fühlt sich zusätzlich oft auch noch ungerecht behandelt, weil andere mehr haben, ein besseres Auto fahren oder ein anderes Leben führen können. Aus dem kollektiven Neid auf die sogenannten “Besserverdiener” wurde eine Botschaft, die von politisch linken Kreisen unter dem Begriff Sozial- oder Verteilungsgerechtigkeit zum Schlachtruf wurde. Und die Antwort auf die empfundene Ungerechtigkeit lautet schon seit Jahren gleich: Mehr Geld, mehr Umverteilung, mehr Staat. Der Kreis hat sich geschlossen.

So stelle ich zum Abschluss eine einfache Frage: Wäre es nicht viel gerechter, wenn führende Fußballnationen mit weniger Spieler auflaufen, um kleinen oder fußballerisch unterentwickelten Länder auf dem Platz eine “gerechte” Chance zu geben? Vielleicht wäre das ein gerechteres Fußballspiel.

Aber es wäre eben kein faires Spiel..

2 thoughts on “Die Mär von der gerechten Gesellschaft

  1. Sorry.
    zu kurz gegriffen.

    Wissen Sie, was Entwicklungshilfe ist?

    “Entwicklungshilfe ist,
    wenn die ARMEN aus den reichen Ländern,
    den REICHEN in den armen Ländern Geld schenken.”

    __________________

    Deutschland ist ein reiches Land.
    Wir sind 12 Personen und es gibt 12 Stück Kuchen.

    Das Problem in Deutschland ist:
    Aus den verschiedensten Gründen sind 6 Stück weg.

    Wir finden uns aber damit ab.
    Jeder könnte einfach ein halbes Stück bekommen.

    Derjenige, der den Kuchen gebacken hat,
    meldet seinen Anspruch an und alle sagen:
    Stimmt, er muss auf jeden Fall ein Stück Kuchen bekommen.
    (Leistungsprinzip!)

    Derjenige, der die Zutaten besorgt hat,
    soll ja auch ein STück kriegen… usw.

    Am Ende streiten sich 10 Leute um 4 Stück Kuchen….

    …teilen sich in Gruppen, wer am Längsten schon gewartet hat.
    Der Älter und Jünger ist.
    Es kommt zu Diskussionen,
    dass die Kriegsgenration so gelitten hat und die Jugend undankbar sei,
    nie im Bus aufstehe und deswegen keinen Kuchen bekommen soll
    usw usw usw

    Die richtigte Frage aber lautet:
    Wo sind die 6 Stück Kuchen einst verschwunden?!

    Soziale Gerechtigkeit – mit 6 Stück Kuchen?
    Man muss schon die 12 Stück mit einbeziehen!

Leave a Reply to NoName Cancel reply

Your email address will not be published. Required fields are marked *